Was sagen wir dazu, dass 90% der Anwohner der Tübinger Str. fordern, dass ganztags Tempo 30 eingeführt wird?
Und was sagen wir zu einem Fahrversuch, bei der jetzigen Beschilderung durch den ganzen Ort mit Tempo 30 zu fahren?
Die Anwohner fordern Tempo 30 aus drei Gründen:
- Wegen des sehr schlechten Fahrbahnzustands und der vielen abgesunkenen und schaukelnden Schachtdeckeln kommt es zu einer erheblichen Lärmbelästigung bei Tag und bei Nacht,
- Die Unfallgefahr auf der Tübingerstraße muss verringert werden, da diese von vielen Kindern als Schulweg benutzt bzw. überquert werden muss.
- Auch für die unfallträchtige unübersichtliche „Löwenkreuzung“ wäre eine Geschwindigkeitsreduzierung angebracht.
Bei der jetzigen Beschilderung mit Tempo 30 durch den Ort zu fahren, provoziert ein Ergebnis, dass leicht vorherzusehen ist
- Dass jemand, der auf einer für 50 km/h freigegebenen Strecke mit 30 km/h unterwegs ist,
als rollendes Verkehrshindernis empfunden wird und den Zorn aller anderen Verkehrsteilnehmer auf sich zieht, das ist nicht überraschend. - Dass jemandem, der eine Strecke normalerweise mit 50 km/h fährt, Tempo 30 schnarch-langsam vorkommt, wundert mich auch nicht.
- Dass die Fahrbahn der Tübinger Straße an einigen Stellen ziemlich "uneben" ist, und saniert gehört, wissen wir auch alle.
- Dass rausspringende Kanaldeckel eine Gefahrenstelle darstellen, die zügigst repariert gehört, sollte auch klar sein.
- Dass Gefahrenstellen für Schulkinder dringend entschärft gehören, ist sicher unstrittig.
- Dass der Lärmpegel für Anwohner, die schlafen wollen, ein gewisses Niveau nicht überschreiten darf, ist geltendes Recht und wissenschaftlich belegt.
Nebenbei: es gibt einen erheblichen Anteil Schichtarbeiter, die ihren Schlaf eben nicht zwischen 22:00 und 06:00 brauchen.
Also was kann/sollte die Gemeinde bzw. das Landratsamt tun?
Vorab: Der Lärmaktionsplan und alles, was damit zusammenhängt, liegt primär in der Entscheidungsbefungnis der Gemeide. Alle anderen verkehrsrechtlichen Anordnungen muss das Landratsamt treffen.
- Nachts Tempo 30, wie der Lärmaktionsplan fordert. Da führt aus unserer Sicht kein Weg dran vorbei.
- Schachtdeckel reparieren, das muss kurzfristig gemacht werden, führt aber zunächst zu mehr Unebenheiten.
Nebenbei: der Austausch der in einigen Bereichen noch nicht sanierten Wasserleitung in der Tübinger Str. ist geplant und führt zu weiteren Unebenheiten. - Fahrbahnbelag sanieren, lärmmindernden Belag aufbringen.
Das macht erst Sinn, wenn die Wasserleitung gemacht ist, wird also noch einige Jahre dauern.
Bis dahin bleibt leider als einzige Möglichkeit Tempo 30 ganztags mit Zusatzschild "unebene Fahrbahn" - Absicherung des Schulwegs: das ist ein eigenes Thema.
Wo genau da die Problemstellen liegen, und was man da für Möglichkeiten hat, keine Ahnung.
Aber auch hier gilt: Bis die Gefahrenstellen abgesichert sind, bleibt als einzige Option, an den kritischen Stellen Tempo 30 für die betroffene Zeit einzuführen
Was hat Tempo 30 jetzt für Auswirkungen auf die Umwelt und die Anwohner?
- Lärm: 2-3 dB(A) weniger im Mittel, 8 dB(A) weniger in den Spitzen
- Feinstaub / Partikel: deutliche Reduzierung
- NOx und CO2: abhängig vom Verkehrsfluss: Reduzierung nur dann, wenn der Verkehr bei Tempo 30 gleichmäßiger als bei Tempo 50 läuft.
Aber, mal mit etwas mehr Abstand betrachtet:
Das ist doch alles "Kurieren an den Symptomen"!!! Viel mehr bringt es, das Verkehrsaufkommen insgesamt zu reduzieren. Da gibt's dann ein ganzes Bündel von Änderungen:
- Umstieg auf die Stadtbahn (hat andernorts zu einer Reduzierung um 30% geführt) und den ÖPNV
- Kurzstrecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Muss man wirklich 1,5 Tonnen bewegen, um eine Person und 10 kg Einkauf innerhalb des Ortes zu transportieren? Und dafür dann ins Fitness-Studio fahren, um die ersessenen Kilos wieder abzutrainieren?
- und dann hätten wir ja noch das Thema "Klimaziele". Auch dass lässt sich ohne eine drastische Reduzierung des Individualverkehrs mittlerweile nicht mehr erreichen.