Stellungnahme zur Sitzungsvorlage 17/2006
“Einsatz von Gentechnik auf landwirtschaftlich genutzten Grundstücken der Gemeinde Gomaringen“
Die Fraktion der Grünen Liste Gomaringen hat sich lange die Köpfe darüber zerbrochen, wie sie mit einer aus diesem Vorschlag der Verwaltung resultierenden Diskussion im Gemeinderat umgehen soll.
Unseres Erachtens macht es keinen Sinn, im GR Gomaringen eine Diskussion „Pro und Contra grüne Gentechnik“ zu führen.
- können solche Streitgespräche derzeit haufenweise in den Medien verfolgt werden.
- haben diese Gespräche in der Regel kein Ergebnis, da grundsätzlich unterschiedliche Ansätze zugrunde liegen.
Der guten Ordnung halber müssen wir als Grüne Liste freilich die Argumente gegen gentechnisch verändertes Saatgut hier kurz aufzählen:
- Ungeklärte Gesundheitsgefährdung
- Reduktion der Artenvielfalt Jetzt bereits desaströs: Die 10 am meisten angebauten Pflanzenarten ergeben fast 90 % der Weltproduktion.
Herbizidresistente Zuckerrüben z.B. führen zum Verschwinden von 30 % der Futterpflanzen (=Unkräuter) für Vögel und lassen die Bestände von Schmetterlingen, Hummeln u.ä. zusammen brechen. - Gefahr der Auskreuzung mit unbekannten Folgen und ohne Revidierbarkeit
- Nicht rückholbare Risiken für Flora und Fauna des jeweiligen Ökosystems, in dem Aussaat von GVO stattfand.
- Beeinträchtigung des Grundwassers, Veränderung der Boden-Mikroorganismen
- Resistenzen: Herbizideinsatz steigt binnen 9 Jahren um 1/10, weil die Unkräuter zunehmend resistent sind.
Hinzu kommen Argumente für eine gentechnikfreie Anbauregion, die vor allem die Arbeit der Landwirte betreffen:
- Bauern werden abhängig von großen Saatgutfirmen durch Patentschutz und zahlen Lizenzgebühren Bsp. Monsanto, USA, 90% des Weltmarktanteils
- Die »Koexistenz« würde viel Mehraufwand (Abstandsregeln, Trennung der Erzeugnisse bei Verarbeitung) verursachen, besonders durch die kleinparzellierte Flächenstruktur hierzulande. Mehrkosten für die Bauern
- Bei Koexistenz ist mit Rechtsstreitigkeiten zwischen konventionellen und Gentech-Landwirten zu rechnen. Bislang ist keine Versicherung bereit, das durch die Agro-Gentechnik entstehende Haftungsrisiko zu übernehmen.
- GVO Einsatz fördert Großflächen und Maschineneinsatz (wenig Arbeitskraft) sowie Monokulturen mit wenig Widerstandskraft gegen Schädlinge Die heute gängigen transgenen Nutzpflanzen sind auf Hochertragssorten aufgebaut und benötigen entsprechend Düngung, Pflanzenschutzmittel und Bewässerung „im großen Stil“.
- Gentechnikfreie Region sind Qualitätsmerkmal und bieten Wettbewerbsvorteil
Diese Argumente sind weitgehend bekannt und auch in der Vorlage aufgeführt.
Wir haben uns daher überlegt, was über Pro und Contra hinaus wichtig ist an dem Vorschlag der Gemeinde. Und sind zu einem sehr überzeugenden Ergebnis gelangt. Im Grunde müssen wir ja keine wissenschaftliche Diskussion führen, wir müssen wissen, was die Einwohnerschaft Gomaringens will. Und das ist einfach. Und übrigens auch bereits in der Vorlage mit aufgeführt.
Da sind erst einmal die VerbraucherInnen. Eine von der Uni Hohenheim im Landkreis Reutlingen durchgeführte Umfrage und auch alle anderen in den Medien genannten Werte besagen, dass 70 % der Bevölkerung Gentechnik in Lebensmitteln ablehnt. Mehr noch: die Verbraucher sind auch bereit, im Durchschnitt 10 % mehr für Produkte aus der gentechnikfreien Anbauregion zu bezahlen. Daraus resultierend wollen nach einer neuesten Umfrage von Greenpeace sieben deutsche Molkereien Genmais vermeiden, d.h. nur Milch von Kühen beziehen, die nicht mit Genmais gefüttert wurden.
Vor allem aber diskutieren wir hier über etwas, was viele Landwirte der Region schon entschieden haben. In der Gentechnikfreien Anbauregion Neckar-Alb haben sich mittlerweile 730 Landwirte mit einer Fläche von 29 200 ha angeschlossen und ihren Verzicht auf Anbau von gentechnisch verändertem Saatgut erklärt.
Zusätzlich haben die Städte Tübingen, Reutlingen und Metzingen sowie Kusterdingen und Dußlingen die Pächter kommunaler Flächen zu einer GVO-freien Bewirtschaftung verpflichtet.
Bei der Geschäftsstelle der KBV Reutlingen ist sogar eine Liste mit Lieferanten gentechnikfreier Futtermittel zu bekommen.